Nur heute

Heute die Wohnung geputzt
obwohl kein Besuch kommt
nur für mich

Das Unrecht der Welt ertragen
mit großer Geduld
aber nicht wehrlos

Meinen rebellischen Körper gegrüßt
den vertrauten Feind
und zaghaft angenähert

Nächtlich erleuchtete Züge bestiegen
und in die Länder der Sehnsucht gefahren
ohne Gepäck

In den Kathedralen des Lichtes
mich vor der Schönheit Gottes verneigt
in wilder Demut

Meine Begierde nach Leben nicht gezügelt
sondern gewagt
fremde schorfige Haut zu berühren

Die magischen Rituale der Angst überwunden
und neue erworben
in den uralten Zweifeln

Um riskante Worte gerungen
und Befreiung gefunden
leise und still

Den Tisch aufgeräumt
und die Tassen gespült
das neue Chaos freundlich empfangen

Ich lebe
Ich kann von mir absehen
vielleicht nur heute

Also komm über das Meer
oder nimm die Züge der Lüfte
Komm du schwieriges Wunder


© Bruno Hessel