Friedrun Jäger

Friedrun JägerBrückengedanken
Nach langem, holperigen Weg komme ich an eine Brücke. Davor steht eine Bank, und hier lasse ich mich nieder. Während die Gedanken wild toben, entdecke ich drunten den reißenden Strom. Sein Rauschen durchdringt die Stille, die ich so suchte.
Was will ich hier? Das Blau des endlosen Himmels fängt meine Sehnsucht auf. Sehnsucht nach dir, immer wieder und niemals endend.
Ganz leicht nur wiegen sich die Bäume im lauen Wind und umfangen meine Seele.
Ich sehe dich am anderen Ende der Brücke. Jetzt weiß ich, was ich hier will: meine Liebe ins Jenseits schicken, um dir nah zu sein.
Du hebst die Hand und lächelst mir zu. Dein Mund formt die Worte: „Bleibe! Es ist noch nicht deine Zeit, und dein Leben kann schön sein!“

 

Friedrun Jäger lebt als Bedienstete eines Katers namens Dali in Iserlohn, liebt ihre Familie, alle Kinder dieser Erde und die Natur. Das Leben ist bunt, und die eigenen Schattierungen machen es einzigartig.

Seit 2018 ist sie Mitglied des Autorenkreises Ruhr-Mark.

 

Ich sehe Brot

Ich sehe Brot –
auf einer Mülltonne,
an einer Hecke,
im Abfalleimer in der Stadt,
unter einer Bank im Park.
Weggeworfen im Überfluss, gedankenlos.
Das ist keine Vision.

Ich kenne noch den Hunger,
der einst in schwerer Zeit
unser ständiger Begleiter war.
Und auch heute weint irgendwo ein Kind,
leidet ein Mensch an Hunger,
vielleicht sogar hinter der nächsten Haustür.
Das ist keine Vision!

© Friedrun Jäger