Das nenne ich Urlaub

An dieser Stelle die amüsante Geschichte „Das nenne ich Urlaub“. Es ist einer der Tach-Auch-Texte, die unser Mitglied Edmund Ruhenstroth vor einigen Monaten im AWO-Rundfunk Gütersloh vortrug – hier nun zum Mitlesen und Anhören.

Wer mehr über den AWO-Rundfunk erfahren möchte, dem empfehlen wir den Artikel Senioren haben eigene Radiosendung – und die wird sogar in den USA gehört in der Neuen Westfälischen vom 26.05.2019. Auch Edmund Ruhenstroth spielt darin eine Rolle.

Hier nun der Hörbeitrag:

Und hier der Text in Buchstaben:

Tach auch.

Ich möchte Ihnen heute eine kleine Geschichte erzählen. Ich möchte Ihnen berichten von den besonderen Erfahrungen bei unserer letzten Urlaubsreise. Und wenn ich es nicht selbst erlebt hätte, dann könnte man diese Geschichte vielleicht sogar eine Satire nennen.

Winter in Deutschland. Kalt und ungemütlich. Wer irgend kann, der macht sich vom Acker und fährt oder fliegt in wärmere Gefilde, meine Frau und ich zum Beispiel nach Thailand. In die quirligste Ecke der Ferieninsel Phuket. Da steppt der Bär. Da wollten wir hin, wenigstens für ein paar Tage. Doch der viel gepriesene stressfreie Urlaub beginnt schon im Flugzeug. Da könnte man sich sanft zurücklehnen – geht aber nicht. Da schleppen viele Miturlauber überdimensionale Handgepäckstücke mit an Bord. Drängeln, schubsen und rempeln, um möglichst schnell vor allen anderen mit ihren 2 – 3 – 4 oder noch mehr Koffern, Trollis und Taschen die Gepäckablage voll zu stopfen. Wer langsam und gemütlich einsteigt und keinen Platz mehr findet für seinen kleinen Mini-Rucksack, der ist selber schuld.
Das Ganze nennt man dann einen stressfreien Start in den Urlaub.
Da wohnt man vor Ort, so wie wir, in einem kleinen netten Hotel mit gemütlichem Restaurant und freundlichem Service. Doch zum Essen geht man nach nebenan. Zu einem Österreicher. Kaiserschmarren, Tiroler Geröstl und Wiener Schnitzel — das hört sich doch gut an. Nur wenig später lobt man die Qualität und die Vorzüge der asiatischen Küche.
Das nenne ich Urlaub.

Noch vor dem Frühstück eilen die ganz Schnellen schon zum Strand, um mit Bade- oder Handtüchern und anderen Utensilien die ausgewählten Liegen zu markieren zum Zeichen für die Nachzügler: Hier wohnt ab sofort jemand. Später kämpft man um jeden Zentimeter Schatten, zieht und schiebt die Liege mal hierhin und mal dorthin, um ja kein Stückchen Sonne abzukriegen. Es ist schon komisch. Da fährt man die Sonne, um im Schatten zu liegen. Zu Hause erzählt man dann später, man habe doch den ganzen Tag in der Sonne gelegen. Wer zu spät zum Wasser geht, den bestraft das Leben. Der findet kein schattiges Plätzchen mehr und schon gar nicht in der ersten Reihe.
Doch zurück zum Frühstück. Da erscheint doch so mancher Miturlauber in Klamotten, die er zu Hause höchstens mal im Garten anzieht. Unterhemd, Turnhose und FlipFlops gehören zur modischen Grundausstattung dieser Spezies. Immer wieder ein erhebender Anblick.
Und das nennen sie dann einen zwanglosen und legeren Urlaub. Na ja! Da schimpft man über den aufdringlichen Strandverkäufer, der einen mal wieder so richtig über den Tisch gezogen hat und prahlt später mit dem eigenen Geschick und der großen Cleverness beim Handeln und Feilschen. Man habe doch das Äußerste herausgeholt.
Das nenne ich Urlaub.

Man könnte viel erzählen über die Urlaubsgewohnheiten mancher Zeitgenossen. Man könnte ganze Bücher darüber schreiben. Doch belassen wir es hier und heute bei diesem kleinen, ganz persönlichen Erfahrungsbericht von unserer Winterreise in die Sonne.

Übrigens:
Nach ein paar Tagen im Trubel auf Phuket haben wir uns zurückgezogen, weit entfernt, in die Einsamkeit eines kleinen aber feinen Bungalow-Hotels. Und mit vielen anderen, zum Teil schon bekannten Stammgästen, hatten wir eine wundervolle Zeit.
Das nenne ich Urlaub.

Das nenne ich Urlaub
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