Poesiesteine

Mein Schriftstellerkollege Peter Coon berichtete über eine Steinschlange, die er bei einer Wanderung entdeckte und die aus eng aneinandergelegten, bunt bemalten Steinen bestand, die sich am Wegrand entlangschlängelte. Dieser Trend, Steine bunt zu bemalen, sie auszulegen und auf die Reise zu senden, fand in den USA ihren Ursprung und schwappte über die ganze Welt. Die Idee dahinter ist, die Welt ein wenig bunter zu machen und Freude zu bereiten. Die Steine sollen von dem/der FinderIn aufgenommen und an einem anderen Ort wieder ausgelegt werden. In den Zeiten, wo das Corona-Virus Menschen zunächst an das Haus fesselte, dann zu Spaziergängen in die Natur entließ, fand diese Aktion mehr Aufmerksamkeit und Gefallen.
Immer mehr Menschen, und insbesondere Kinder, bemalen eifrig Steine, legen sie aus. Voller Freude und Spannung schauen sie, ob ihre Steine vom Finder in einer der zahlreichen „Steine-Gruppen“ bei Facebook veröffentlicht wurden.

Lange bevor dieser Hype in Deutschland bekannt wurde, bereits im Mai 2017, beschriftete ich einen Stein mit einem meiner Gedichte und legte ihn an dem Kunstpfad an der Listertalsperre aus. Ich nannte ihn Wanderstein. Ebenfalls gestaltete ich kleine Kärtchen mit meinen Gedichten, sognannte Mitnahmetexte, die ich mit einer Folie versah und auslegte. Bei meinem Spanienaufenthalt im Januar/Februar dieses Jahres griff ich diese Idee wieder auf.

Da mir der Trend der bemalten Steine noch nicht bekannt und auch an der Costa Blanca diese Steine nicht zu finden waren, beschriftete ich Steine, die ich am Meer sammelte, weiterhin mit meinen Gedichten. Ich schrieb diese sowohl in deutscher als auch in spanischer Sprache, damit jede/r FinderIn die Gedichte verstehen konnte. Ich legte sie in der Stadt, in Strandnähe und bei meinem Exkursionen im Umfeld der Costa Blanca aus. In der Hoffnung, dass ein/e FinderIn seinen/ihren Fund melden würde, hatte ich eine Facebook-Adresse vermerkt. Später gründete ich die facebook-Gruppe „Poesie-Steine“ und veröffentliche seitdem dort meine Steine. Besonders erfreut hat mich, dass ein junges Paar aus Valencia sich dort meldete, mir ein Foto sandte und dazu schrieb, dass es ein magischer Moment gewesen sei, als sie diesen Stein auf dem Cap San Antonio fanden. Damit hatte sich mein Wunsch, meine Poesie an der Costa Blanca einmal mehr zu verbreiten, erfüllt.

Ich gestalte heute in Deutschland nur wenige Steine und lege sie an für mich persönlich bedeutungsvollen Stellen aus.

Annette Gonserowski