Gernot Burgeleit

Gernot Burgeleit

Wir betrauern den Verlust unseres Ehrenvorsitzenden Gernot Burgeleit, der am 7. November 2023 im Alter von 86 Jahren verstorben ist.
Er war 40 Jahre lang Mitglied unseres Autorenkreises und leitete ihn mit Umsicht und großem Engagement als erster Vorsitzender von 1984 bis 2006. Während seiner Amtszeit, in der er unseren Kreis voller Besonnenheit prägte, initiierte er Literaturwettbewerbe, Anthologien und den Austausch mit anderen Schriftstellervereinigungen. Der hohe literarische Anspruch, den er unseren Mitgliedern vermittelte, spiegelte sich auch in seinen eigenen Werken wider, die in zwei Büchern und zahlreichen Zeitungsartikeln veröffentlicht wurden.

Gernot Burgeleits literarischer Schwerpunkt war die Lyrik. Sein erstes Buch „Berührungspunkte“ erschien 1983 im Verlag Doris Gey, Hagen. „Berührungen“ bedeuteten für ihn, den Menschen zuzuhören und sie zu verstehen. Eine leichte Melancholie durchzieht viele seiner Gedichte; sie erzählen oftmals von „Nächstes und Fernes“, wie eine Zeile eines Gedichtes lautet.

Mit offenem Blick für das Zeitgeschehen, scheute er nicht davor zurück, die Dunkelheit der Zeit des Kalten Krieges zu benennen. Sein Gedicht „Frage“, das in diesem Buch an prominenter erster Stelle steht, erschien auch in der renommierten Wochenzeitschrift Stern:

Frage

Regierungen fürchten
ihr Gesicht zu verlieren.
Menschen fürchten,
ihr Leben zu verlieren.

Wann ehren Völker
statt toter Soldaten
Regierungen mit
verlorenen Gesichtern?

Sein Buch „Einer winkt“, erschien 2011 im Goki-Verlag, Kierspe. Es enthält Gedichte aus den Jahren 1980 bis 2010. Auch diese Gedichte bestechen durch ihre Inhalte, aber auch durch ihre Ästhetik. Kein Wort zu viel, das war der Anspruch des Dichters.
Beeindruckend war auch seine Kurzprosa. Die Erzählungen berichten ebenso wie die Gedichte von Menschen in ihren Lebenssituationen, die er in bewegenden Bildern schreibend festhält.

Aus seinem letzten Buch exemplarisch ein Gedicht, das die Zartheit spiegelt, die in vielen seiner Gedichte zu spüren ist:

Ausgleich

Wenn Tagesbilder
Atem rauben
und Nachtträume
den Schlaf,
steig ich nach innen,
beleuchte Dunkelräume
mit einem Gesicht,
einem Wiesenstück,
einer Umarmung,
weiß danach,
längst wieder im Tross,
dass diese Bilder
im Archiv des Herzens
auch Welt sind.

Gernot Burgeleit bezeichnete sich selbst gerne als Zeitungsschreiber. Seine Gedichte und Geschichten erschienen in regionalen und überregionalen Tageszeitungen sowie in Literaturzeitungen. Bekannt wurde er auch durch seine Lesungen, zu denen sich recht bald ein Stammpublikum einfand.

Ein Blick auf seinen beruflichen Werdegang:
geboren am 20. Mai 1937 in Gießen, lebte er 12 Jahre in Köln. Schon in seinem ersten Beruf als Schriftsetzer und Zeitschriftenlektor fühlte er sich dem Wort nahe. Nach der Fachschulreife und Begabtenprüfung studierte er an der Pädagogischen Hochschule Köln.
Sein zweiter Beruf, wie er es nannte, war der des Lehrers, den er seit 1964 in Hohenlimburg ausübte. Nebenamtlich war er als Fachleiter an den Lehrerseminaren in Gevelsberg und Lüdenscheid tätig.

Sein letztes Gedicht in seinem zweiten Buch wirkt wie ein Vermächtnis:

Was bleibt

Lilien wiegen
den Schmetterling.

Verse wagen
der Schwankenden
Bestand.

Winters noch
ein Sommerglück
im Wort.

Lieber Gernot, Du wirst uns fehlen, aber in unseren Herzen bleiben.