Zwilling

von Linn Schiffmann


Als ich meinen Bruder tot in einem Haufen Scherben liegen sah, entglitt mir für einen Moment die Realität. Das Gesicht, das mich aus den Resten des Spiegels an der Wand ansah, schien nicht das Meine, sondern das Seine zu sein.

In diesem ersten Moment des Erstaunens über den gewaltsamen Tod meines Bruders fürchtete ich, dass er mich noch aus dem Jenseits heraus heimsuchen würde. Hätte ich damals gewusst, als wie richtig sich diese Angst noch herausstellen sollte, wäre ich wohl am selben Tag noch nach Neuseeland ausgewandert.

Stattdessen sah ich auf die Spiegelreste und erschauderte unter dem lebendigen Blick des Mannes, der zugleich tot auf dem Boden lag. Oh, wie grässlich ist es doch, das Spiegelbild eines Monsters zu sein.


© Linn Schiffmann

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